Communism

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Montag, 25. Januar 2016

Interview mit Nenad Popovic von Refugee Aid Serbia

Foto von Refugee Aid Serbia

Bei Souciant erschien jetzt mein Interview mit einem der Mitbegründer dieser Belgrader Flüchtlingshilfsorganisation. Die deutsche Version gab es letzte Woche im Neuen Deutschland. Es ist sehr schwer abzusehen, wie die Situation auf dem Balkan entwickeln wird, ob vielleicht sogar die Grenze in Mazedonien bald endgültig abgeriegelt ist. Aber die Menschen finden immer einen Weg, ob zu Fuß über die grüne Grenze, ob mit Schleppern... Der Exodus über den Balkan wird sich wohl auch diesen Sommer wiederholen.
It looks like crisis is growing and Belgrade may have that “Casablanca” feel again, with a plenty of desperate people floating around or ending in the hands of traffickers.
We really have no clue what is the solution, as long as there are obstacles to the free travel. Open the borders and save them.
Ich will aus diesem Anlass auch noch mal auf meinen Bericht aus Belgrad im September verweisen. Damals schrieb ich:
Der Staat Serbien, der noch in den letzten Jahren eines der höchsten Haushaltsdefizite Europas auswies, führt gerade eine schonungslose Sparpolitik durch – unter den zustimmenden Blicken Europas und des Internationalen Währungsfonds. In Folge der Privatisierungen und der Austeritätsmaßnahmen wird für das kommende Jahr ein Anwachsen der Arbeitslosenquote auf über 20% erwartet. Laut amtlichen Quellen haben allein im ersten Halbjahr 2015 über 11.000 Serben das Land auf der Suche nach einem besseren Leben verlassen, 85% von ihnen Roma. Fast kein Flüchtling will in Serbien bleiben, das war immer die Grundannahme hinter der serbischen Flüchtlingspolitik.
Was wird passieren, wenn nicht nur den serbischen Emigranten, sondern auch den Flüchtlingen aus den Kriegsgebieten im Mittleren Osten die Einreise nach Europa versperrt wird? Bisher gibt es fast keine Unterkünfte für Flüchtlinge, in denen sie den nahenden Winter verbringen könnten. Doch selbst wenn diese – mit Unterstützung der EU – errichtet werden könnten, wäre damit das Problem der Westbalkanroute einfach nur aus dem Schengenraum exportiert – und damit dem schwächsten Glied in der Kette aufgebürdet. Zwar gibt es mit Serbien ein Rückübernahmeabkommen, welches EU-Staaten erlaubt, Flüchtlinge, deren Asylantrag abgelehnt wurde, wieder nach Serbien zurückzusenden, aber schon jetzt protestiert die serbische Regierung verzweifelt dagegen, dass sich europäische Regierungen – dem Vorbild Ungarn folgend – dieses Rechts tatsächlich bedienen könnten.
Noch gelingt vielen irgendwie die Ausreise. Aber wenn die Grenzen nach Europa irgendwann geschlossen bleiben, und sich die Flüchtlinge der Westbalkanroute in Serbien zu stauen beginnen, könnte Serbien im Gegensatz zu den reicheren EU-Staaten sehr schnell überfordert sein. Man kann nur hoffen, dass Europa es nicht soweit kommen lassen wird.
Daran sollte man immer denken, wenn etwa behauptet wird, es hätte eine Alternative dazu gegeben, damals die Grenzen zu öffnen.

Nenad Popovics Reise nach Griechenland kann man hier mit Spenden unterstützen.

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