Communism

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Mittwoch, 24. Juni 2015

Sarrazins Weltanschauung: Anstatt eines Zweiten Teils

Wie gesagt, ich habe mich geweigert, mich weiter noch mit Deutschland schafft sich ab zu befassen - ich trat in den Streik und habe meine Notizen weggeschmissen, zur Enttäuschung meiner Fans, die sicher gebannt dem zweiten Teil entgegen gefiebert hatten. 

Als Entschädigung hier aber ein Link zu einem Blogpost, der wiederum aus einem Zitat des Anthropologen Ernest Geller besteht, welches viel witziger ist, als alles was ich jemals hätte zu Stande bringen können: http://kieranhealy.org/blog/archives/2003/12/09/islam-and-economic-growth/

Das Buch von Geller klingt faszinierend - "The book explores the mechanisms which have contributed to this result - a civilisation in which (in the main) weak states co-existed with a strong culture, which had a powerful hold over the populations under its sway." Dieser Satz allein hat mir den Mittleren Osten mit einem Schlag sehr viel verständlicher gemacht.

Und wer es wirklich unbedingt wissen muss: Ich hatte vor, zu argumentieren, dass die "Ausländerfrage" bzw. die "Integrationsdebatte" (welches Wort ist hässlicher?) zwar selbstverständlich auf einer libinösen Ebene den Grundantrieb für Sarrazins Buch und seinen Erfolg boten, rein argumentativ in dem Buch aber auch hätte fehlen können. Mit anderen Worten: Die sich nicht integrierenden Araber sind laut Sarrazin bloß ein Spezialfall der wohlstandsverwahrlosten Unterschichten, genauso wie die Schwäche der deutschen Gesellschaft angesichts der fremd-kulturellen Einwanderer genau der Schwäche des verweichlichten und verweichlicht-machenden Sozialstaates gegenüber den "bildungsfernen Schichten" entspricht. Für Sarrazin wird auf den Straßen Neuköllns letztlich der gleiche Kampf verloren, wie in jedem Klassenzimmer, in dem nicht nach Intelligenz und Leistung ausgesiebt wird, oder in jedem Arbeitsamt, das sich nicht vor allem der Disziplinierung seiner 'Kunden' verschrieben hat. Ich denke, dies sagt viel über die politische Funktion von Ausländerfeindlichkeit: sie ist nicht nur strukturell mit der Feindlichkeit gegenüber der unproduktiven Unterschicht verbunden, sondern hat in die rein irrationalen Motive (Angst, Hass, etc.) sehr viel politische Rationalität eingemischt.
I pondered a version of that very question: Why do we fear the things we do? I came to realize that it’s the wrong question. It assumes that people’s fears drive government action and the culture industries rather than the other way around. (Corey Robin)

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