Communism

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Donnerstag, 25. Februar 2016

Feeling the Hate in Zwickau

Eines muss man Rechten lassen: Sie sind nicht bequem. Letzten Samstag stand ich mit über 3000 Demonstranten im eisigen Regen auf dem historischen Marktplatz von Zwickau, während uns von der Bühne stundenlang auf ermüdendste Weise die Hetze entgegenschallte. Zumindest einige in der Menge müssen sich gemeinsam mit mir heimlich gefragt haben: "Was zur Hölle machst du eigentlich hier? Hast du wirklich nichts besseres zu tun?" Aber für die Sache müssen auch Opfer gebracht werden, und so bissen wir die Zähne zusammen und hielten aus. 

Wie die meisten war ich gekommen, um Jürgen Elsässer sprechen zu hören, aber besonders beeindruckt hat mich Ulrich Pätzold, ein NPD-Kader aus dem Erzgebirge, der den richtigen Bierhallen-Sound von 1922 brachte. Immer daran denken: Das Publikum waren einige Tausend recht normal aussehende Wutbürger aus Westsachsen, ältere Ehepaare neben Halbstarken in Jogginghose und Picaldi-Pulli, Mitglieder eines "Bürgerforums" mit Friedenstauben am Revers neben Leuten von der "Heimatschutzbrigade Plauen". Und das identitäre Lambda neben der Reichsflagge.

Auch aus Bautzen, wo noch am selben Abend ein noch leerstehendes Flüchtlingsheim angezündet wurde, war eine Delegation angereist.

Bei dieser Stimme läuft es mir eiskalt den Rücken runter:


Einige ausgewählte Zitate: 

"Damit diese Bonzen Nachts vom Metzger träumen, und damit meine ich uns natürlich, das deutsche Volk, sind wir heute zusammen gekommen!"

"Wir wollen in unserem Land 70 Jahre nach Kriegsende endlich wieder selbst bestimmen können!"

"Globalistenfront verrecke!"

"Die Medienmeute."
"Presseschmierer."
"Antideutsches Pack."
"Politdarsteller", "Bonzen", "charakterschwache Nullen", "Kinderschänder", "berufslose Versager", kriechen der amerikanischen Nomenklatur hinterher, Kriminelle. 

"Wir sind rechtschaffen. Wir tragen das Herz am rechten Fleck. Wir spüren noch etwas bei dem Wort Heimat, Vaterland, Muttersprache."

"Wenn einer die Sozialreformen von Friedrich Engels gut findet, und ein anderer die Leistungen der Wehrmacht, gut da kann man drüber streiten, aber das ist Geschichte, und heute, heute ist unser Volk in seinem Leben bedroht, unsere ganze Tradition ist bedroht..."

"Es geht um unsere Freiheit... Freiheit hängt unmittelbar mit Macht zusammen. Wer nicht frei ist, unterliegt immer einer fremden Macht. Durch die Asylanten erkennen die Deutschen endlich, dass sie im eigenen Land eigentlich gar nichts zu sagen haben."

"Der Plan, Völker durch Vermischung zu zerstören ist ja nicht alt [oder "recht alt"?], wie wir alle wissen. Es gab den zweiten Weltkrieg. Aber der russische Abgeordnete der Duma Dimitri Fjodorow [?] sagte vor kurzem: "Uns ist klar, dass die Migration nach Europa von den USA initiiert worden ist, um die nationalen Staaten zu zerstören. Wenn die europäischen Staaten ihre nationalen Identitäten verlieren, können sie sich niemals mehr als Einzelnationen gegen Washington auflehnen." Die bevölkerungsmäßige Zerstörung und die Plünderung unserer Heimat ist nur ein geostrategisches Ziel dieser Verbrecher von Wall Street und Londoner City. Und nach 70 Jahren Gehirnwäsche im Westen und 25 Jahren Verarsche hier in Mitteldeutschland glauben diese Verbrecher, es sei Zeit um diese alten Pläne umzusetzen. Aber zum Glück regt sich der Widerstand. Und das wird nicht funktionieren. [Menge schreit: Widerstand! Widerstand!] Die deutschen Menschen werden jetzt durch diese flutartigen Ereignisse gezwungen werden, endlich einen Standpunkt zu beziehen. Die feige Beobachterposition vom Wohnzimmersessel und das Diskutieren über die Dinge ist vorbei. Jetzt geht es darum ob wir ein freies deutsches Land halten wollen."

"Wenn die Politiker in der Zukunft weiterhin glauben, immer nach Weisungen der amerikanischen Strippenzieher entscheiden zu müssen, wird sich der Volkszorn eben massiv entladen. Werden Sie also alle zu Wutbürgern! Denken sie immer an die wahren Schuldigen!"

"Wir haben noch eine demokratische Chance. Ich hoffe, dass wir sie auch ergreifen können, weil was sonst kommt, ist wirklich entladener Volkszorn und der ist wirklich unberechenbar."

Was ich also an diesem Samstag gelernt habe: Faschismus wärmt scheinbar von innen. Das wohlige, angenehme Gefühl, das einen erfüllt, wenn man in der deutschen Menge steht und seinen Aggressionen freien Lauf lassen kann, lässt einen Regen und Kälte offenbar einfach vergessen. Ich hatte, linksversifft wie ich bin, diesen Vorteil leider nicht. Mir war nicht nur irgendwann sterbenslangweilig, ich bin auch gleich krank geworden. Aber es musste eben sein!

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